Krafträuber und Energievampire
Bei diesen Worten denken wir meistens an schwierige bzw. anstrengende Menschen, die allein durch ihre Anwesenheit die Atemluft verknappen. Jeder von uns kennt solche Zeitgenossen und im Grunde kann man ihnen nur weiträumig aus dem Weg gehen. Von ihnen soll hier auch nicht die Rede sein.
Ich möchte hier meine Gedanken teilen zu den „Schädlingen“ in uns, den Denk- und Verhaltensweisen also, mit denen wir uns selbst das Leben schwer machen, die Kraft rauben, den Erfolg verhindern usw. Auch hier ist vermutlich jeder von uns irgendwie Experte.
Wir treiben uns an, wir meckern herum, wir unter- oder überfordern uns, wir haben nie genug und wälzen uns in Unzufriedenheit. Wir vergleichen uns mit anderen, wir machen uns und anderen Vorwürfe über egal was, lassen nicht locker, spielen ‚beleidigte Leberwurst‘ oder haben einfach mal wieder Recht. Da geht noch mehr: wir lassen es zu, dass man uns schlecht behandelt, wir machen uns Vorwürfe weil wir nicht perfekt sind, wir lassen uns die Befindlichkeiten anderer aufdrängen und fühlen uns dafür verantwortlich, wir achten unsere eigenen Grenzen nicht, wir müssen immer alles „richtig machen“ und gestehen uns keine Fehler zu usw. usw. usw. Bevor die Liste ganze Bücher füllt, breche ich die Aufzählung hier ab.
Kurioserweise erkennen wir bei anderen immer recht schnell, welcher Störenfried da gerade am Werk ist und bestimmt haben wir auch gute Tipps, wie das geheilt werden kann. Bei anderen können wir liebevoll und großzügig darüber hinwegsehen, wenn etwas Wichtiges schief geht. Wenn es um uns selbst geht, ist die Sicht recht oft vernebelt und wir werden lieblos und kleinlich. Was soll denn auch verkehrt daran sein, zum Beispiel etwas „richtig“ machen zu wollen und das dann von sich zu erwarten? Im Grunde nichts und um das „richtig machen wollen“ geht es hierbei ja auch nicht. Es geht vielmehr darum, auch das zuzulassen, was ich als „nicht richtig“ abgespeichert habe und den Sinn darin zu erkennen oder zumindest zu suchen.
Das starre Beharren auf einer Position lässt mich verkrampfen (auch ganz körperlich) und tut – ebenfalls auch ganz körperlich – irgendwann nur noch weh. Wenn es weh tut, mag ich auch nichts anderes mehr ausprobieren, es stellen sich Schonhaltungen ein, ich spüre, dass es so nicht geht und weiß keinen Rat. Oft tun wir in einer solchen Situation entweder nichts oder das, was wir immer schon gemacht haben („das ist dann nun mal so…“) und vergessen, dass das ja nicht erfolgreich war, sonst ginge es uns ja gut.
Die Lösung des Problems liegt also darin, dass wir uns von dem Problem lösen bzw. von der Idee, ein Problem zu haben, für das es keine oder nur eine einzige Lösung gibt. Die vermeintliche Unlösbarkeit entsteht durch unsere eigene Festlegung auf etwas Bestimmtes, das meistens mit einer Bewertung verbunden ist. Ich kann nur die Lösungen finden, die ich auch zulasse. Je mehr ich mich also einenge, desto begrenzter ist die Auswahl an Lösungsmöglichkeiten. Wenn ich beschließe, dass ich nur noch rote Kleider trage, wird eine Hochzeit in Weiß zum Problem.
Sie ahnen es schon: Die innere Einstellung zu den Dingen ist der wesentliche Faktor in der Frage, ob ich ein Ereignis als belastend, neutral oder vielleicht sogar bereichernd empfinde. Ich bestimme über die Art und Weise, wie ich ein Ereignis beurteile. Damit bin ich natürlich für die Konsequenzen verantwortlich. Das erfordert Mut und Kraft. Beides habe ich, wenn ich mich nicht in vermeintlichen Problemen verschleiße, sondern jeweils nach der Lösung suche, die sowohl der Frage als auch der aktuellen Situation und nicht zuletzt mir selbst angemessen ist. Das ist nicht immer einfach, aber insgesamt kein Problem J. Es sind genau diese Herausforderungen, die unser Leben spannend machen und uns wachsen lassen. Wir sorgen gut für uns selbst und die Kräfte, die wir damit aufbauen und kultivieren, kann uns kein noch so dreister Räuber mehr nehmen – weder von innen noch von außen.
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