Vertrauen | Verbindlichkeit

Vertrauen | Verbindlichkeit

Vertrauen | Verbindlichkeit

Was ist das? Es ist die Bereitschaft, eine Verbindung einzugehen und dazu zu stehen – egal, was kommt. Im Ernstfall bis dass der Tod uns scheidet. Das bezieht sich natürlich nicht nur auf zwischenmenschliche Verbindungen. Wenn ich mir Geld leihe, habe ich auch Verbindlichkeiten, die es zu begleichen gilt. Wenn ich mit dem Auto losfahre, sind bestimmte Regeln zu beachten und auch dort ist Verbindlichkeit gefragt. Auch Steuern zu bezahlen ist eine verbindliche Sache.

An den Beispielen kann man schon erkennen, dass Verbindlichkeit nicht von jedem in jeder Hinsicht gleichermaßen ernst genommen wird. Sie ist also eine ziemlich individuelle Angelegenheit. Es gibt zwar so etwas wie allgemeine Verbindlichkeiten, im Grunde ist es aber eher ein „persönlicher Kodex“ der geprägt ist durch die jeweilige Struktur und Entwicklung – für den einen sind es die zehn Gebote, für den anderen das BGB oder sonst etwas. Manche Leute schaffen es, ein Leben lang jeder Form von Verbindlichkeit aus dem Weg zu gehen und nie so richtig JA oder NEIN zu etwas zu sagen.

Verbindlichkeit bedeutet immer, dass ich mich entscheide, mich auf etwas festlege. Das grenzt meine sonstige Freiheit mitunter maßgeblich ein und bedeutet auch immer Abhängigkeit in irgendeiner Form. Will ich das? Wenn ja, in welchem Ausmaß? Was gibt mir das? Wie wichtig ist es mir, dass ich mich auf bestimmte Dinge blind verlassen kann bzw. glaube es zu können? Was bin ich bereit, dafür zu investieren?

Die mitunter „ultimative“ Festlegung ist es, die den meisten Menschen Angst bereitet. JA zu sagen zu etwas oder jemandem ist sehr viel schwieriger als VIELLEICHT oder NEIN zu sagen! Andererseits ist es wohl auch ein Fakt, dass wir lieber VIELLEICHT oder NEIN sagen, als dass wir es selbst hören wollen. Wir erwarten also in aller Regel von anderen mehr Verbindlichkeit als wir selbst zu geben bereit sind. Wenn ich aber nicht bereit bin, zu einem anderen Menschen bedingungslos JA zu sagen, kann ich das dann vice versa auch erwarten oder ertragen? Bin ich bereit, dieselbe Freiheit (oder Feigheit), die ich mir herausnehme, dem anderen auch zu gewähren? Wie viel Sicherheit brauche ich? Und wofür?

Verbindlichkeit und das Gefühl der Sicherheit gehen Hand in Hand. Die Sicherheitsbedürfnisse der Menschen sind sehr unterschiedlich und hängen nicht zuletzt davon ab, wie sicher sich ein Mensch mit und in sich selbst fühlt. Je sicherer ich bin, dass ich es schon geregelt bekomme (egal was), umso weniger Sicherheit und auch Verbindlichkeit brauche ich von anderen.

Was gibt mir Sicherheit? Wo finde ich sie? Gibt es Sicherheit überhaupt? Bei einem meiner Besuche in Klöstern habe ich einen Pater gefragt: „Zweifeln Sie eigentlich nie?“ „Doch“, hat er gesagt, „oft. Und genau da ist die Aufgabe: Immer wieder zum Vertrauen zurück zu finden, dass Gott weiß, was er tut. Er macht keine Fehler, selbst wenn mir irgendetwas gerade schwer fällt oder nicht gefällt. Der göttliche Plan ist perfekt. Menschen – ich eingeschlossen – sind es leider nicht.“

Verbindlichkeit ist demnach die Fähigkeit, mit dem Vertrauen in Verbindung zu bleiben. Dabei ist es nicht wichtig, ob ich es nun Gott nennen will oder eine andere Bezeichnung dafür finde. Die Überzeugung, dass das Leben einem höheren Plan folgt, der für jeden das Richtige will, steht im Vordergrund. Das Richtige ist dabei nicht unbedingt das, was für mich gerade schön, bequem, lustig oder aus anderen Gründen wünschenswert wäre. Es ist das, was mich in meiner Entwicklung am meisten fördert.

Ohne eine eigene Idee, was diese Entwicklung denn sein könnte, fällt es natürlich maßlos schwer, an einen höheren Plan zu glauben, Perspektiven zu erkennen, Visionen zu entwickeln, ein Ziel anzustreben. Ohne Fixpunkt am Himmel erkenne ich keine Richtung und fühle mich unsicher. In diesen Situationen suche ich dann nach Sicherheiten: Ein Vertrag, ein Liebesversprechen, ein Lottoschein oder andere im Grunde ungeeignete Dinge werden dann wichtig. Hoffnung ersetzt das Vertrauen und ich werde immer verzagter und unbeweglicher. Meine Wünsche regieren mein Leben. Das muss nicht falsch sein, Wünsche sind oft ein guter Wegweiser. Es ist aber auf jeden Fall zu wenig, sich etwas nur zu wünschen. Es bedarf immer auch der Bereitschaft, dafür ein Risiko einzugehen.

Wie verbindlich bin ich also mir selbst gegenüber? Wie verbindlich sind meine Überzeugungen für mich? Was sind denn überhaupt meine Überzeugungen und was sind Wünsche, Glaubenssätze, verbale Beruhigungspillen? Sage ich JA zu mir selbst mit allem Drum und Dran?

Bin ich bereit, mich voll und ganz auf mich einzulassen, mich selbst verbindlich anzunehmen, egal was kommt? Stehe ich zu mir und der Verbindung, die ich zu mir habe? Wie stark ist diese Verbindung? Spüre ich mich überhaupt? Will ich mich mit allen meinen Schmerzen, mit Trauer, Frust und Verzagtheit spüren? Halte ich meine innere Unsicherheit aus, meine unbefriedigten Bedürfnisse? Und alles im Vertrauen, dass das jetzt genauso richtig ist? Nix für Anfänger… Es braucht tatsächlich Übung, um den Vertrauensmuskel in mir stärker und stärker werden zu lassen. Wieder und immer wieder. Das erfordert wirklich Mut und Vertrauen. Sobald die Angst vor Verlust, Schmerz, Unannehmlichkeiten usw. die Oberhand gewinnt, schwindet das Vertrauen und wir suchen Hilfe in Kompromissen, oft in faulen.

Verbindlichkeit mag Verhandlungen aushalten, aber letztlich keine faulen Kompromisse. Ja ist Ja und Nein ist Nein. Überall dort, wo ich dazu nicht bereit bin, ist mir etwas nicht wirklich wichtig. Wenn es nicht so wichtig ist, ist Verbindlichkeit auch kein Thema und weitgehend verzichtbar. Damit sind wir wieder beim persönlichen Wertekodex. Was ist mir wichtig genug, damit ich mich verbindlich mache? Die Frage lohnt sich wirklich und führt einen immer näher zu sich selbst. Ein guter Weg.

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Scham- und Schuldgefühle

Scham- und Schuldgefühle

Scham- und Schuldgefühle

Viele Menschen kennen es, dieses Bedürfnis, vor Scham am liebsten sofort im Erdboden zu versinken, gar nicht mehr da zu sein und auch nie wieder auftauchen zu müssen. Sich zu schämen gehört ganz offenbar zum Menschsein, die meisten von uns kennen es gut. Wenn wir uns zum Beispiel schämen, weil wir jemanden wirklich und wissentlich schlecht behandelt haben, können wir aus dem Gefühl etwas lernen und es beim nächsten mal anders machen. Menschen, die nicht besonders mitfühlend sind, schämen sich in aller Regel selten bis gar nicht für ihr Verhalten, selbst wenn es grausam ist.

Davon soll jetzt nicht die Rede sein. Mir geht es hier um die Scham- und Schuldgefühle, mit denen wir uns selbst quälen, ohne dass irgendein „Fehler“ passiert ist. Wir schämen uns für unsere Bedürfnisse, unseren Körper, unsere Gefühle, für Schwächen und sogar für unsere Stärken, für alles, was wir an uns selbst nicht OK finden. Meistens ist das leider eine ganze Menge. Warum ist das so? Vermutlich, weil wir uns selbst für mehr oder weniger fehlerbehaftet halten und nicht gelernt haben, uns so anzunehmen, wie wir sind. Aber wer und wie bin ich denn? Was von all dem ist denn nun wirklich meins und was gehört woanders hin? Die Fragen sind zwar simpel, aber die Antworten darauf dann doch meistens eher komplex, denn es ist nicht so einfach, das eine sauber vom anderen zu trennen.

Schönheitsideale und Gesellschaftsnormen sind in diesem Zusammenhang noch recht einfach aufzuspüren und ich kann mich dem anschließen oder nicht. Aber wie steht es mit meinen ganz persönlichen Gegebenheiten? Wer bestimmt zum Beispiel, ab wann mein Verhalten rücksichtslos ist? Woran macht sich das fest? Wie viel Rücksicht auf fremde Wünsche und Bedürfnisse muss bzw. möchte ich nehmen? Wo sind in mir die Grenzen des Erträglichen? Muss ich mich wirklich schuldig fühlen und schämen, wenn ich einer pausenlos fordernden Bekannten einen Wunsch abschlage und sie sich darüber aufregt? Brauche ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich um mich kümmere, weil ich gerade Gefühle von Schmerz und Trauer zu verarbeiten habe, und dafür dann auch Tante Ilses 90. Geburtstag sausen lasse? Darf ich meiner Mutter sagen, dass ich jetzt keine Zeit für sie habe, obwohl sie schwer krank ist? Muss ich bei meinem Mann bleiben, obwohl er mich schlecht behandelt, nur weil ich glaube, dass er mich braucht?

Scham- und Schuldgefühle zeigen in solchen Situationen an, dass wir in uns selbst nicht klar sind. Wir gestehen uns unsere eigenen Bedürfnisse und Gefühle nicht zu. Woran liegt das? Wenn wir unsere Bedürfnisse und Gefühle spüren und äußern, machen wir uns verletzbar. Diese Verletzbarkeit empfinden wir häufig als Schwäche, weil uns ja tatsächlich jemand wehtun kann. „Du bist immer so egoistisch (oder rücksichtslos oder unaufmerksam oder oder oder)“ aber auch „Ich dich nicht…“ oder auch „Deinetwegen geht es mir jetzt schlecht“ und „heul doch nicht dauernd rum“ hört niemand gern, denn das tut wirklich weh.

Viele alte Wunden, die wir mit uns herumtragen, resultieren aus dem Gefühl, nicht angenommen, nicht geliebt worden zu sein. Das wiederum führt häufig zu der unbewussten Idee, dass wir nicht liebenswert sind und uns ordentlich anstrengen müssen, damit uns überhaupt jemand mag. Wir fühlen uns einfach nicht richtig mit und in uns selbst und brauchen die Bestätigung von außen. Dafür sind wir dann auch bereit, unsere eigenen inneren Grenzen zu ignorieren und die Bedürfnisse der anderen zum Maßstab für uns und unser Handeln zu machen.

Um in uns selbst wieder mehr Klarheit zu finden, ist es nötig, dass wir diese Gefühle von schlechtem Gewissen, Schuld oder Scham spüren. Nur dann können wir herausfinden, woher sie kommen und wohin sie gehören. Das kann von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein. Wenn Tante Ilse meine Lieblingstante ist und ich weiß, dass sie wirklich traurig ist, wenn ich nicht zu ihrem Geburtstag komme, ist meine Bereitschaft zumindest für ein Stündchen hinzufahren sicherlich größer, als wenn wir uns sowieso nicht besonders gut verstehen und sie mich nur aus Höflichkeit eingeladen hat. Wichtig ist dabei, mich zu spüren. Wie fühlt sich das eine oder andere Szenario für mich an? Was will und brauche ich jetzt? Wie wichtig ist mir ein Kompromiss? Wofür brauche ich ihn bzw. was gibt mir das? Wie weit geht das JA und wo fängt für mich das NEIN an?

Welche Antworten wir auch immer finden, spielt dabei keine Rolle, solange wir ehrlich mit uns selbst sind. In dieser Ehrlichkeit können wir eine Entscheidung treffen und es gibt keinen Grund, im Nachhinein etwas zu bereuen, sich zu schämen oder schlecht zu fühlen. Ein ehrliches JA oder NEIN fühlt sich am Ende immer richtig an, selbst wenn es mit Enttäuschung auf der einen oder anderen Seite verbunden ist.

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Selbstfürsorge

Selbstfürsorge

Selbstfürsorge

Wenn jeder für sich sorgt, ist für alle gesorgt. Das ist mal wieder simpel, aber nicht einfach. Wie sorgt man denn eigentlich für sich? Und ist das nicht schrecklich egoistisch? Ich habe Pflichten zu erfüllen und die anderen brauchen mich doch schließlich. Das ist nicht grundsätzlich falsch und auch nicht grundsätzlich richtig.

Mit Selbstfürsorge ist nicht gemeint, dass ich mich immer in den Vordergrund stelle und für meine eigenen Interessen alles andere stehen und liegen lasse. Das ist Egoismus und etwas ganz anderes. Selbstfürsorge meint, dass ich für mich und meine Bedürfnisse die Verantwortung übernehme und selbst dafür sorge, dass ich habe, was ich brauche.

Das kann durch Tun oder Lassen geschehen. Bevor ich jedoch irgendetwas tu oder lasse, muss ich mir Klarheit über meine jeweiligen Bedürfnisse verschaffen. Was brauche ich in diesem Moment wirklich? Wie wichtig ist mir das? Was kann ich dafür tun (oder lassen), dass ich es bekomme?

Das eigentliche Problem liegt im Erkennen der tatsächlichen Bedürfnisse im jeweiligen Moment. Meistens sind sie nicht offensichtlich und oft verbieten wir sie uns selbst – das kann man doch nicht machen! Genauso oft verschleiern auch vorgelagerte Wünsche das momentane Bedürfnis. Ich wünsche mir acht Wochen Urlaub auf einer einsamen Insel und was ich tatsächlich im Moment brauche ist ein Rückzug und einfach mal meine Ruhe. Da hilft vielleicht schon ein halbstündiges Nickerchen, eine Tasse Tee auf dem Balkon oder ein Spaziergang in der Mittagspause. Ein Urlaub ist zwar gut, hilft aber jetzt nicht, denn er ist nicht so einfach machbar. Ein Spaziergang meistens schon. Daran denken wir aber nicht, weil wir gedanklich auf den Urlaub fixiert sind, der dann später alles retten soll.

Im Klartext bedeutet das, dass wir die Verantwortung für das Jetzt an einen Traum in der Zukunft abgeben. Wenn ich jetzt mal meine Ruhe brauche, muss ich jetzt dafür sorgen, dass ich sie so schnell es geht bekomme. Oder den Urlaub buchen und bis dahin durchhalten, was in der Regel nicht wirklich befriedigend ist und – s.o. – vor allen Dingen jetzt nichts nützt. Die momentanen Bedürfnisse sind in aller Regel gar nicht so riesengroß, dass an ihre Erfüllung gar nicht erst zu denken ist.

Oft sind es auch Routinen und Gewohnheiten, die uns daran hindern, mit uns selbst etwas pfleglicher umzugehen. Ich muss erst noch den Hund füttern, die Wäsche aufhängen usw. Wirklich? Und was hindert mich daran, morgens ein paar Minuten früher aufzustehen und den Tag zum Beispiel mit einer Meditation zu beginnen? Richtig: Bequemlichkeit. Ich bin mir selbst nicht wichtig genug, um mich z.B. für mein Bedürfnis, den Tag in Ruhe zu beginnen, eher aus dem Bett zu bewegen. Das ist ja soooo anstrengend! Stimmt vielleicht, aber die Anstrengung ist in diesem Fall für mich und für etwas, das mir gut tut. Nicht die Anstrengung sollte mir das wert sein, sondern ich. Jeder wird schon einmal die Erfahrung gemacht haben, dass etwas, wozu er sich nur mäßig gern aufgerafft hat, am Ende einfach nur gut getan hat.

Selbstfürsorge hat also mit dem Selbstwertempfinden zu tun. Das ist für die meisten von uns ein heikles Thema. So gut wie jeder hat irgendwann „gelernt“, dass er dieses oder jenes nicht wert ist bzw. aus dem Verhalten der anderen diesen Schluss gezogen. Wenn Mama keine Zeit für mich hat, bin ich es wohl nicht wert, dass man Zeit für mich hat. In der Folge habe ich also auch keine Zeit für mich selbst, denn irgendetwas oder irgendjemand anderes ist immer wichtiger als ich.

Es ist also ein Gefühl von Wertlosigkeit, das da irgendwo in uns verborgen liegt. Es fühlt sich so grausam an, wie es klingt und deshalb haben wir es ja so gut versteckt. Sich wertlos zu fühlen macht unendlich traurig und genau vor diesem Schmerz der Traurigkeit fürchten wir uns. Ganz sicher waren wir als Kinder traurig, wenn niemand Zeit für uns hatte und das wollen wir einfach nicht spüren, weil es weh tut. Andererseits ist es wichtig, das Gefühl anzuerkennen und zu spüren, denn im Grunde finde ich es ja auch heute traurig, dass ich so wenig Zeit für mich habe.

Heute ist es aber niemand anderes, der dieses Gefühl auslöst, sondern ich bin es selbst. Das bedeutet, dass ich es auch ändern kann und das ist eine gute Nachricht. Wenn ich erkenne, dass ich für meine Bedürfnisse selbst verantwortlich bin und auch in der Lage, sie zufrieden zu stellen, brauche ich auch niemanden mehr, der das für mich tut. Das macht mich sowohl zufriedener als auch unabhängiger von anderen. Mir geht es einfach besser und manchmal reicht dafür wirklich schon eine kleine Pause, ein Blumenstrauß oder ein schönes Morgenritual, das mich den Tag entspannt beginnen lässt. Auf jeden Fall ist es ein guter Anfang.

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Zu Hause

Zu Hause

 

Zu Hause

Was ist das eigentlich? Ist zu Hause ein Ort – groß oder klein? Ist es eine Gemeinschaft, ein Gefühl, eine Sehnsucht oder ein Bedürfnis? Wo finde ich mein Zuhause? Wie wichtig ist es mir? Muss ich dafür sesshaft sein? Ist es eng oder weit? Was brauche ich, um zu Hause zu sein – vielleicht sogar egal wo?

Je mehr Menschen man fragt, desto mehr Antworten bekommt man, die Schwerpunkte sind tatsächlich sehr unterschiedlich. Wenn das Zuhause aber nicht dort ist, wo ich gerade bin, geht es mir meistens nicht gut. Es fehlt etwas – das Gefühl der Geborgenheit. Das führt dann zu der Frage, was ich brauche, um mich sicher und geborgen zu fühlen. Auch das ist für jeden etwas anders und doch gibt es eine Gemeinsamkeit: zuhause ist dort, wo ich so sein kann, wie ich gerade bin – mit allen meinen Bedürfnissen und Befindlichkeiten, mit Stimmungen und Launen, mit Lachen und Weinen, mit Hunger und Durst, laut oder leise usw. Es ist definitiv mehr als nur ein Dach über dem Kopf.

Viele Menschen sind auf der Suche nach einem Zuhause, manche lassen alles stehen und liegen und suchen anderswo, weil ihr Zuhause ihnen keine Geborgenheit mehr bietet. Wo oder wie kann ich Geborgenheit finden, wenn neben mir Bomben einschlagen, wenn ich nicht weiß, was der nächste Tag bringt, wovon ich satt werden soll? Äußere Gegebenheiten sind ganz bestimmt wichtig. Aber nicht nur – auch in der schönsten Villa mit perfektem Styling und gut gefülltem Kühlschrank muss ich mich nicht unbedingt zu Hause fühlen, obwohl ich doch vermeintlich alles habe.

Vielleicht ist es doch eher ein Empfinden als ein Ort. Home is where my heart is – das hat etwas. Wenn ich nicht weiß, wohin ich innerlich gehöre, wenn sich gerade alles verändert, das Alte noch nicht abgeschlossen und das Neue noch nicht sichtbar ist, fühle ich mich auch irgendwie heimatlos. Ich gehöre nirgendwo so richtig hin – nicht mehr hier, aber auch noch nicht dort. Ich bin nicht in mir zu Hause.

Auf der Reise durch das Leben kommen wir immer wieder an diese Punkte, an denen sich anscheinend alles irgendwie auflöst. Wir trennen uns von Altem und machen Platz für Neues. In diesem Niemandsland ist es nicht einfach, das innere Zuhause zu spüren. Das Bekannte gibt schließlich Sicherheit, selbst wenn es uns nicht guttut. Etwas Bekanntes aufzugeben ohne das Neue zu kennen ist nicht einfach. Es erfordert Vertrauen. Das Vertrauen, dass alles gut ist, dass ich – selbst wenn ich gerade überhaupt keinen Plan habe – in Ordnung bin, dass ich so sein darf, wie ich eben gerade bin, dass ich es aushalte und überleben werde, dass etwas Gutes auf mich wartet, dass ich gut genug bin, dass alles da ist, was ich brauche. Das ist wirklich eine anspruchsvolle Übung, die niemandem leicht fällt. Auch Menschen, die ihr Leben dem Glauben und Vertrauen gewidmet haben, werden dann und wann von Zweifeln angefallen. Das gehört dazu und ist Teil der Übung, wirft einen aber trotzdem aus der Bahn und erzeugt Unsicherheit statt Geborgenheit.

In und mit sich selbst zu Hause zu sein, heißt also, das Vertrauen zu haben, dass alles, was man braucht, im richtigen Moment da ist. Die Idee, dass alles immer schon da ist, auch wenn ich es gerade nicht erkenne, ist dabei hilfreich. Das beinhaltet auch, dass ich alles in mir trage, was ich brauche. Gottvertrauen ist letztlich immer auch Selbstvertrauen. Welchem Teil in mir vertraue ich da gerade nicht? Was fehlt mir in und an mir? Fehlt es mir wirklich? Kann heißen: Habe ich es nicht? Oder brauche ich es nicht?

Wenn ich mir das innere Zuhause tatsächlich als ein Haus vorstelle, wohnen in den vielen Zimmern viele verschiedene Anteile von mir. Dürfen sie tatsächlich alle gleichermaßen dort zu Hause sein oder haben die einen schöne helle Räume, während die anderen im Keller ein tristes Dasein fristen müssen? Darf ich also tatsächlich mit allem, was ich bin und wie ich bin in mir zu Hause sein? In aller Regel ist das nicht so. Wenn ich also vollständig in mir zu Hause sein will, ist es unausweichlich, im Keller das Licht einzuschalten und den Dachboden (das Oberstübchen) zu entrümpeln. Vielleicht muss auch der eine oder andere Bewohner umziehen.

Diese inneren Bewegungen spiegeln sich im äußeren Leben. Wenn ich in mir gerade nicht wirklich zu Hause bin, bin ich es auch sonst nirgendwo. Ich darf tatsächlich mal wieder bei mir selbst anfangen und auf die Suche gehen. Was fehlt mir für das Gefühl, in mir zu Hause und geborgen zu sein? Welche Eigenschaften dürfen sich zurückziehen, was darf stärker zu Tage treten? Was von all dem, das mich ausmacht, brauche ich jetzt am meisten? Wo wohnt es in mir und wie komme ich dran?

Wichtig ist dabei erstens die Erkenntnis, dass tatsächlich alles in mir schon da ist und zweitens, das Vertrauen, dass das wirklich stimmt, auch wenn es sich zeitweise überhaupt nicht danach anfühlt. Zuhause bedeutet damit Geborgenheit durch Vertrauen. Das ist eine lebenslange Aufgabe und mitunter echt anstrengend. Aber es lohnt sich, danach zu suchen. Wirklich!

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Schmerz

Schmerz

 

Schmerz

Dieses Phänomen kennen wir alle – wem hätte nicht schon einmal etwas weh getan? Dabei ist der Schmerz als solcher gar nicht das Problem. Mir ist bewusst, dass das jetzt vielleicht provokant klingt und dennoch bin ich überzeugt davon, dass der Schmerz den wir spüren (egal wo und wie) immer nur der Hinweis darauf ist, dass es ein Problem gibt, das gesehen, gespürt, gelöst werden möchte.

Nun sind schmerzliche Empfindungen nicht unbedingt angenehm und wir haben gelernt, ihnen aus dem Weg zu gehen. Für viele Menschen fühlt sich Schmerz auch wie eine Strafe an. Das ist nicht weiter erstaunlich, denn als Kinder sind wir ja tatsächlich oft genug mit Schmerz bestraft worden. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Schmerz körperlich war (wir haben zum Beispiel eine Ohrfeige oder Schlimmeres kassiert) oder emotional, wenn die Antwort auf unsere „Verfehlungen“ zum Beispiel Liebesentzug war, wir vom Abendessen ausgeschlossen oder eingesperrt wurden. Das alles hat sich schmerzlich angefühlt und die Botschaft war ja auch unmissverständlich: Wenn du nicht so bist, wie ich es möchte, tu ich dir weh! Wer nicht hören will, muss fühlen.

Solche Erfahrungen verbunden mit der Tatsache, dass sich Schmerz eben wirklich meistens nicht schön anfühlt, führen – s.o. – dazu, dass wir Vermeidungsstrategien entwickeln, um den Schmerz nicht spüren zu müssen. Wir härten uns ab, lenken uns ab, betäuben das Gefühl etc. und werden damit immer unsensibler. Sozusagen schwerhörig.

Wenn wir uns der Idee öffnen, dass der Schmerz nicht das Problem sondern eher das Symptom ist, also eine Art Botschafter, können wir lernen, uns selbst wieder besser zuzuhören. Es ist eigentlich nicht die Ohrfeige, die so weh tut, sondern es sind zum Beispiel Gefühle der Machtlosigkeit, der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins, die so schwer zu ertragen sind. Vielleicht ist es auch die Lieblosigkeit der Geste, die uns so verletzt oder das Gefühl der Einsamkeit, das entsteht, wenn wir uns ungeliebt fühlen. Was auch immer uns in dem Moment bewegt, hat seine Berechtigung und möchte wahrgenommen werden, damit es heil werden kann.

Die Seele ist allerdings hartnäckig und konfrontiert uns wieder und wieder genau mit dem, was wir so gern vermeiden möchten. Wir erleben Machtlosigkeit, Hilflosigkeit, Lieblosigkeit usw. und je mehr wir uns dagegen wehren, desto lauter werden die Signale. So lange, bis wir zuhören. Wir verlieren drei Jobs nacheinander, der siebenundzwanzigste Geliebte hat uns auch verlassen, unser Kind ist drogensüchtig, wir haben dauernd Geldprobleme etc. – irgendwann fliegt uns das ganze Leben um die Ohren.

Das gilt auch für Schmerzen, die unser Körper zu spüren bekommt, ohne dass jemand von außen eingreift. Das Zitat von Christian Morgenstern „Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare“ beschreibt den Zusammenhang sehr treffend. Je mehr wir uns gegen unsere Gefühle wehren (schwerhörig werden), desto lauter muss die Seele werden, um ihren Schmerz zu verkörpern. Oft genug hilft aber auch das nicht und wir bleiben im Widerstand gegen den Körperschmerz stecken, weil wir den Zusammenhang nicht erkennen können oder wollen und werden unheilbar krank.

Solche Schmerzmomente nicht als Bedrohung oder Bestrafung zu verstehen, sondern als Hinweis darauf, dass in uns etwas gespürt und geheilt werden möchte, ist nicht ganz einfach und doch nötig, um uns vom Problem zu lösen. Dafür müssen wir den Widerstand aufgeben und uns unseren Gefühlen und vor allen Dingen unseren Ängsten aussetzen indem wir sie zunächst einmal zulassen, spüren und ertragen.

Albert Einstein wird das Zitat zugeschrieben, dass man Probleme nicht mit der gleichen Denkweise lösen kann, durch die sie entstanden sind. Das sieht die Seele vermutlich ganz genau so und lässt über kurz oder lang jedes Problem eskalieren, wenn wir uns der Veränderung verweigern. Wenn wir auf unser eigenes Leben schauen, können wir erkennen, dass das stimmt. Wenn wir an unseren Vermeidungsstrategien, die wir so gern als Lösung des Problems ansehen, festhalten, ändert sich nicht nichts, sondern es wird eher schlimmer als besser. Das betrifft das „äußere Leben“, also unsere wie auch immer gearteten Beziehungen zu anderen Menschen und es betrifft in aller Regel auch unseren Körper.

Nach dem neunten Bandscheibenvorfall kann ich mich natürlich darüber beklagen, dass ich als Kind kein ordentliches Bett hatte und meine Eltern das ergo verbockt haben. Vielleicht trage ich aber auch zu schwer an Verantwortungen, die mich schlicht überfordern. („Rücken“ ist nicht von ungefähr eine beliebte Managerkrankheit…) Ja, natürlich sind Knieprobleme eine Verschleißerscheinung. Weiß doch jeder. Oder bin ich vielleicht in der einen oder anderen Hinsicht unbeugsam? Der steife Nacken kommt natürlich von dieser ungesunden Bildschirmarbeit. Oder bin ich vielleicht halsstarrig? Der dauernde Schnupfen kann einem wirklich auf die Nerven gehen. Diese Viren sind ja ultralästig und werden immer aggressiver! Wovon habe ich die Nase denn so gestrichen voll?

Den Schmerz nicht zu vermeiden, sondern ihn wahrzunehmen, anzunehmen und als weisen Ratgeber zu verstehen, ist der mutige erste Schritt auf dem Weg zur Heilung.

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Freiheit

Freiheit

 

Freiheit

In einem alten Song von Janis Joplin (Me and Bobby McGee) gibt es eine schöne Textzeile:

Freedom’s just another word for nothing‘ left to lose

Freiheit habe ich, wenn es nichts mehr zu verlieren gibt. Das klingt erst einmal ganz simpel und ist doch so ziemlich das Schwierigste, was es an Aufgaben im Leben zu erledigen gibt: die innere Freiheit zu finden und zu leben.

Warum ist das ausgerechnet in einer Zeit, die doch schon viele Freiheiten bietet, trotzdem so schwierig? Heißt „nichts mehr zu verlieren haben“ dass mir alles vollkommen gleichgültig ist? Ja und nein. Gleichgültig im Wortsinn heißt, dass alles gleichermaßen gilt, dem gleichen Wert und damit also die gleiche Gültigkeit hat. Nein, wenn Gleichgültigkeit aus einer „dann eben nicht“ Trotzreaktion entsteht. Nur weil ich es nicht haben kann, ist es deswegen nicht weniger wert.

Wo liegt also die Freiheit? Tatsächlich dort, wo meine Bewertung keine Unterschiede mehr macht. Das bedeutet, dass ich meine Wünsche und Vorstellungen nicht mehr als Maßstab anlege. Das klingt zunächst unlogisch. Schließlich bekommen die Dinge doch ihren Wert dadurch, dass ich sie für wertvoll erachte, oder? Ja, stimmt. Und genau da bin ich dann unfrei.

Besitz bindet. Das gilt im materiellen Sinn wie auch emotional. Wenn die fünf Tonnen schwere Bronzestatue von Tante Ilse mein kostbarster Besitz ist, wird jede Wohnungssuche zum Problem und der Umzug erstrecht. Wenn mein Partner alles für mich ist, birgt das gewisse Tücken. Ich habe bzw. nehme mir nicht mehr die Freiheit ich zu sein und mache jede Menge Zugeständnisse, um ihn nur nicht zu verlieren. Dafür verliere ich mich. Ist es das wert?

Hier wäre Gleichgültigkeit im Sinne von Gleichwertigkeit eine Option. Wenn mein Wert nicht mehr an ihn gebunden ist, sondern wir gleichwertig sind, steigt nicht nur der Gesamtwert der Verbindung. Es wächst auch die Freiheit, die jeder von beiden genießt. Das hat natürlich einen Preis: Ich muss bereit sein, für mich selbst und meine Gefühle die Verantwortung zu übernehmen.

Das klingt mal wieder einfacher, als es im Echtbetrieb dann ist. Wir haben es nämlich nicht gelernt. Wir wissen normalerweise immer, wer schuld ist (die anderen) und warum wir uns mit allem Recht darüber ärgern dürfen. Aber: Mein Ärger gehört mir und sonst niemandem. Ich kann also auch anders reagieren und mich zum Beispiel fragen, warum mich das eine oder andere Verhalten denn so auf die Palme bringt. Der Grund dafür ist immer in mir, nie beim anderen. Das gilt für positive Gefühle gleichermaßen. Wenn ich meinen Partner dafür liebe, dass er mir wöchentlich einen Blumenstrauß schenkt, ist auch etwas faul. Hört meine Liebe auf, wenn er das nicht mehr macht? Und ist es nicht sowieso eher ein Deal als ein Gefühl?

Ein anderes Problem liegt darin, dass wir unsere Gefühle oft gar nicht vollständig wahrnehmen. Das ist völlig normal. Wir alle haben als Kinder bestimmte (meist schmerzliche) Gefühle verdrängt und tun uns auch als Erwachsene oft noch schwer, sie zu spüren. Trauer zum Beispiel, Hilflosigkeit, Verletztheit, Angst usw. Andere mussten Lebendigkeit, Lebensfreude, Spieltrieb etc. hinten anstellen, weil das in der Familie nicht gern gesehen wurde.

 

Worauf ich hinaus will ist folgendes: Bevor wir einen Weg finden, auch die vermeintlich unangenehmen Gefühle zu spüren, haben wir oft einen großen Berg davon „abzuarbeiten“, kommen aber am Ende an den Punkt, an dem sie nicht mehr wehtun. Gefühle wollen gefühlt werden und hören auch wieder auf. Kleine Kinder, die in kürzester Zeit zwischen Wutanfall und Heulkrampf und fröhlichem Lachen und Spielen hin und her wechseln, sind ein gutes Beispiel. Sie leben ihr Gefühl wenn es da ist, und damit ist es auch gut.

Es sind die unterdrückten, nicht gelebten Gefühle, die uns ein Leben lang wehtun und die wir immer gern auf andere übertragen. Wir sind uns dessen nicht bewusst und deswegen ist es auch so schwierig, an diese Gefühle heranzukommen.

Gesetzt den Fall, wir haben uns Zugang verschafft – durch Meditation, durch Körperarbeit, durch Therapie oder anderes – besteht die nächste Aufgabe darin, die Bewertung aufzugeben. Klar, Verliebtsein ist angenehmer als Traurigsein, aber es gibt kein Gut und Schlecht. Auch hier darf Gleichgültigkeit im Sinne von Gleichwertigkeit – es sind alles Gefühle – einen Platz finden. Im Ergebnis muss ich dann vor keinem Gefühl mehr Angst haben. Ich halte es aus in dem Wissen, dass es auch wieder aufhört. Ich verliere nicht grundsätzlich mein Glück, wenn ich meiner Traurigkeit Raum gebe. Ich verliere nicht sofort meinen Partner, wenn ich meinen Wünschen und Bedürfnissen Ausdruck gebe. Nein sagen darf ich auch – genauso wie ja sagen. Alle Gefühle sind bei mir und ich kann sie nicht verlieren, denn sie gehören zu mir. Das schafft tatsächlich Freiheit.

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Ich bin das

Ich bin das

 

Ich bin das

Wer sich auf dieser Webseite umschaut, begegnet immer wieder der Idee der Ganzheit, die sich unter anderem als „Einheit von Körper, Geist und Seele“ zeigt. Eine andere Form der Ganzheit könnte zum Beispiel mit „Licht und Schatten“ beschrieben werden. Im Licht stehen dabei die Qualitäten, die wir an uns kennen und möglicherweise schätzen, im Schatten steht all das, was wir nicht kennen, was wir verdrängt haben, was wir uns nicht erlauben usw.

In diesem Zusammenhang ist die Erkenntnis nicht neu, dass unsere Mitmenschen uns genau die Anteile zeigen, die wir an uns selbst nicht sehen können. Alle Menschen, die uns begegnen, fungieren in irgendeiner Weise als Spiegel bzw. als Bildschirm. In der Regel können andere Menschen unsere versteckten Anteile auch sehen, nur wir selbst sind dafür blind.

Unseren Partnern und Kindern kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Eine klassische Konstellation ist zum Beispiel ein wildes und chaotisches Kind, das bei ordnungswütigen Spießern „landet“ und vom ersten Moment an die heilige Ordnung torpediert. Wie konnte das geschehen? Wir sind doch gar nicht so? Woher hat das Kind das nur? Fragen über Fragen. (Besonders „wilde“ Eltern haben übrigens häufig spießige Kinder :-).

Das Kind hat sozusagen die Aufgabe übernommen, all das auszuleben, was die Eltern sich nicht erlauben oder trauen etc. Es zeigt die „Schattenseiten“ gnadenlos auf. In aller Regel nivelliert sich die Diskrepanz zwischen Eltern und Kind, wenn die Eltern ihren Schatten ein Stück weit zu sich holen und selbst dadurch vollständiger werden. In dem oben beschriebenen Beispiel könnte das bedeuten, dass die Eltern sich selbst etwas mehr Unordentlichkeit zugestehen. Dann muss das Kind das nicht mehr allein machen und kann seine Energien anderweitig einsetzen, also auch selbst vollständiger werden.

Wenn uns also in einem anderen Menschen etwas begegnet, mit dem wir partout nichts zu tun haben wollen, ist es an der Zeit, auf die Suche zu gehen. „Ich bin das“ ist dabei ein guter Einstiegssatz. In der Idee, dass jeder gesunde Mensch grundsätzlich alle Eigenschaften (in unterschiedlicher Gewichtung) hat und über die vollständige Skala aller Gefühle verfügen kann, gibt es diese Eigenschaft / dieses Gefühl – so grässlich oder beängstigend sie auch sein mögen – folglich auch in mir. Ich bin das. Dieser aggressive Wüterich, der dauernd die Kontrolle verliert und sich unmöglich benimmt, soll ich sein? Vielleicht nicht ganz, aber Aggressionen habe ich ganz bestimmt auch, in diesem Fall verdrängte. Es ist auf jeden Fall gut für mich und meine Gesundheit, dem mal nachzuspüren.

Wenn ich auf das schaue, was mich an anderen besonders stört, finde ich schnell heraus, was ich selbst wahrscheinlich nicht oder nicht ausreichend in mein Leben integriert habe. Aggression und Angst kommen häufig vor. Arroganz, Dreistigkeit, Gier, aber auch Lebensfreude und Lust. Wenn wir einen kurzen Blick auf das allgemeine Verhältnis zur Sexualität werfen, sehen wir sofort, was im kollektiven Bewusstsein unterdrückt und verdrängt wird. Davon sind wir auch als einzelne Menschen nicht frei.

 

„Ich bin das“ hilft mir, die ungelebten Anteile in mir zu finden. Der nächste Schritt besteht darin, diese Anteile – einen nach dem anderen – anzuerkennen. Ich bin das – ohne jegliche Wertung. Das ist nicht einfach. Schließlich haben wir ein genaues Bild davon, wer wir gern sein möchten, was wir auf keinen Fall wollen oder dürfen.

Die Welt ist aufgeteilt in Gut und Böse und das bestimmt unser Selbstverständnis. Um die Idee des „Ich bin das“ tatsächlich leben zu können, müssen wir uns von dieser Polarität bzw. der Einteilung in gute und schlechte Eigenschaften trennen. Bezogen auf den Ordnungsbegriff sind Chaos und Ordentlichkeit die beiden Pole der Ordnung an sich. Sie stellen die Flexibilität im System oder aber die mehr oder weniger fortgeschrittene Erstarrung dar. Weder das eine noch das andere ist dabei grundsätzlich gut oder schlecht. Es geht vielmehr darum, die situationsadäquate Intensität zu finden.

„Ich bin das“ lässt uns einen Moment innehalten und in der jeweiligen Situation präsent sein. Es schafft Verständnis und Vertrauen, macht uns in unserem Empfinden und unserer Kommunikation auf die Dauer vollständiger. Wir werden lebendiger. Ich bin das, auch wenn es im Moment den Rahmen des Bekannten oder Erwünschten sprengt. IMMER.

©ao

Sicherheit

Sicherheit

 

Sicherheit

Ich tanze gern. Ich tanze mit Männern, Frauen, Einkaufswagen und auch allein, wenn mich die Musik anspricht. Vor kurzem habe ich eine Milonga besucht, das ist ein Tanzabend für argentinischen Tango. Das besondere Merkmal dieses Tanzes ist die konsequente Anwendung des Prinzips des Führens und Folgens – es gibt keine festen Schrittfolgen, sondern eine/r führt und der/die andere folgt. Das ist in jedem Fall eine spannende Angelegenheit, vor allem wenn man die Tanzpartner im Laufe des Abends wechselt und sich immer neu aufeinander einstellen darf. An diesem Tanzabend wurde gemischte Musik aufgelegt, es gab neben vielen klassischen Tangos auch andere Musik, zu der getanzt werden konnte. Ein Tänzer ist mir dabei besonders aufgefallen: Er war sehr fleißig und hat mit jeder Dame im Raum wenigstens eine Tanda (meistens 4 Tänze, danach kommt eine kurze Pause) getanzt. Dabei hat er hat fast schon stoisch jeden Tanz gleich gestaltet. Egal, welche Musik oder welche Tänzerin – er hat immer dasselbe getanzt. Das lag nicht daran, dass er Anfänger gewesen wäre – er ist ein routinierter Tänzer und in der Szene als „alter Hase“ bekannt. Er hat es aber tatsächlich geschafft, zu einem klassischen argentinischen Tango genauso zu tanzen wie zu „Hit the road Jack“.

Das hat mich amüsiert und gleichzeitig auch nachdenklich gemacht, weil es da durchaus Parallelen zum „richtigen Leben“ gibt: Manche Menschen tanzen mit dem Leben, so wie es gerade kommt und andere tanzen ihren eigenen Tanz – egal, was gerade kommt. Das eine erfordert eine starke Bereitschaft zur Hingabe, das andere ist Sinnbild für ein starkes Bedürfnis, immer die Kontrolle zu behalten.

Damit sind wir dann im Thema: Gibt Kontrolle uns tatsächlich Sicherheit? Gibt es überhaupt objektive Sicherheit? Wie gehen wir mit dem Gefühl von Unsicherheit um? Ist Kontrolle tatsächlich besser als Vertrauen? Wie lebendig ist das Leben noch, wenn wir immer auf Nummer Sicher gehen?

Insgesamt ist das Bedürfnis nach Sicherheit natürlich individuell sehr unterschiedlich und es geht hier auch nicht darum, das im Einzelnen zu bewerten. Trotzdem kann es hilfreich sein, die eigenen Verhaltensweisen zu beleuchten und einmal genauer zu schauen, wie wir uns in Situationen verhalten, die tendenziell „Unsicherheit“ in sich tragen. Wie reagiere ich auf Herausforderungen, die mich aus meiner Komfortzone befördern? Bleibe ich bei meinen bekannten Strategien oder öffne ich mich für andere Lösungsansätze? Ignoriere ich die Herausforderung oder nehme ich sie freudig an?

Dabei bietet das Tanzen wieder schöne Analogien zum „richtigen Leben“: Ich kann ein Leben lang mit drei Tanzschritten auskommen und diese auf jede Musik tanzen oder… Ebenso kann ich immer mit demselben Menschen tanzen, oder… Ich kann auch beschließen, nur zu ganz bestimmter Musik zu tanzen und ansonsten Pause zu machen, oder alle drei Optionen miteinander kombinieren, usw. Wenn ich mich also nicht bewegen im Sinne von weiter entwickeln will, muss ich das nicht. In meinen mehr oder weniger engen Grenzen fühle ich mich sicher und alles ist gut. Das ändert sich auch erst, wenn Anforderungen an mich gestellt werden und „das Leben“ mich zwingt, meine Komfortzone zu verlassen. Das ist meistens unbequem, egal von welcher Seite ich die Sache angehe. Entweder muss ich mir dann selbst gut zureden, dass das alles so in Ordnung ist, ich den kuscheligen Platz gar nicht verlassen will und demzufolge auch nichts ändern muss – aber das fühlt sich meistens nicht besonders gut an, weil wir wissen, dass wir uns selbst belügen. Oder ich muss mich bewegen, das bedeutet zunächst einmal Unsicherheit und fühlt sich auch nicht gut an.

Wenn ich mich dagegen weiter entwickeln will und die Sache von vornherein auch so angehe, komme ich in diese Situationen meist nicht bzw. ich bewerte sie anders: Dann nehme die Herausforderung nicht als Angriff auf meine Persönlichkeit wahr, sondern eben als Gelegenheit, mein jeweiliges Repertoire zu erweitern. Ich fühle mich von dem tollen Tänzer, der da wilde Sachen führt, vermutlich immer noch überfordert, aber ich sehe auch was alles geht und kann darauf hinarbeiten, dass ich das auch bald kann, sofern ich das für erstrebenswert halte. Dabei gibt es natürlich keine Sicherheit, dass das jemals so gelingen wird, aber ich fühle mich auch nicht schlecht, nur weil ich es jetzt noch nicht kann. Außerdem kann ich neidlos anerkennen, dass jemand anders es besser kann als ich.

Das Gefühl der Sicherheit entsteht demnach nicht durch äußere Umstände, sondern durch die innere Haltung. Wenn ich ein stabiles Selbstvertrauen aufgebaut habe, wirft mich so schnell nichts aus der Achse – ich halte mein inneres Gleichgewicht auch in turbulenten Zeiten noch ganz gut. Das ist im Wesentlichen ein Lernprozess. Es stimmt, dass es manchen Menschen leichter fällt, diesen Zustand zu finden und auch zu erhalten, aber prinzipiell können wir alle dorthin gelangen – manchmal dauert es einfach etwas länger.

Grundsätzlich ist es dabei hilfreich, wenn wir uns ansehen, was uns aus dem Gleichgewicht bringt, also welche Ängste und Befürchtungen da laut werden. In den meisten Fällen ist es die Angst, „nicht gut genug“ zu sein oder so wahrgenommen zu werden. Diese Befürchtung kennt sicher jede/r und empfindet sie mehr oder weniger stark. Wichtig ist dabei, dass es sich dabei um Gedanken handelt und das Schreckensszenario nur zwischen unseren Ohren existiert. Es ist nicht real, sondern eine Befürchtung! Indem ich meine Befürchtungen und Angstszenarien anschaue und mich Ihnen aussetze, kann ich den Weg in Richtung „Sicherheit“ einschlagen. Was kann Schlimmes passieren? Was wäre das Schlimmste? Was würde ich dann tun? Meistens fällt uns etwas ein. Eben.

©ao

Gaben und Geschenke

Gaben und Geschenke

 

Von Gaben und Geschenken

 

Vor kurzem hatte ich das Vergnügen, einem besonderen Künstler bei der Arbeit zuschauen zu dürfen und dachte: „WOW, das würde ich auch gern mit der Leichtigkeit können! Schade, dass ich da nicht begabt bin.“ Ich habe also noch ein bisschen zugeschaut und gestaunt und dabei dann angefangen, über Begabungen und Talente nachzudenken, die uns zumindest in ihren Grundlagen in die Wiege gelegt und uns damit geschenkt werden. Jede/r von uns hat diese Geschenke bekommen, auch wenn nicht aus jedem von uns ein Ausnahmekünstler oder -Athlet oder -Handwerker usw. wird. Jemand, der seine Begabung einsetzt, beschenkt damit sich selbst und dann vielleicht auch andere.

Soweit der Gedanke. Wie sieht es in der Realität aus? Kenne ich meine Begabungen überhaupt bzw. erkenne ich sie als solche (an)? Wie viel von dem, was wir so tagtäglich tun, ist für uns so selbstverständlich, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, das als eine Gabe oder ein Geschenk zu betrachten? Andererseits: Ist es realistisch und fair, wenn ich z.B. meinen feinen Geschmackssinn und das Gespür für interessante geschmackliche Kompositionen erst dann als Talent (an)erkenne, wenn ich den soundsovielten Michelin-Stern erkocht habe? Bin ich erst dann eine begabte Sportlerin, wenn ich olympisches Gold errungen habe? Oder reicht es schon, wenn ich „besser“ bin als meine Schwester? Braucht es überhaupt den Vergleich? Und wenn ja, wozu dient er? Ist es überhaupt wichtig, dass ich eine begabtere Blockflötenspielerin bin als meine beste Freundin?

Ja, natürlich gibt es sie, diese besonderen Begabungen, und es ist auch gut, sie zu fördern – bei anderen und auch bei sich selbst. Und ja, natürlich ist es ein wunderbares Gefühl, etwas ganz Besonderes zu können oder geschafft zu haben. Dazu darf man jedem – auch sich selbst – aus ganzem Herzen gratulieren und ebenso darf man ganz sicher dankbar dafür sein. An irgendeinem Punkt hat bestimmt jede/r von uns mal gedacht: „Das würde ich auch gern können“ oder „So eine Goldmedaille würde mich auch gut kleiden“.

Offenbar liegt es im menschlichen Wesen begründet, sich zu vergleichen. Das ist einerseits ganz normal und oft auch gut so, andererseits verschiebt das den Focus. Wir schauen auf die anderen anstatt auf uns selbst und weil das Gras auf der anderen Seite immer irgendwie grüner ist, wollen wir das andere und übersehen das eigene.

Wir übersehen, dass jede/r von uns eine einzigartige Kombination aus diversen Gaben und Geschenken ist und nehmen unsere Gaben oft erst durch die Augen der anderen wahr. Jemand lobt uns für etwas, das für uns selbstverständlich ist, und wir werden auf etwas aufmerksam gemacht, was wir vielleicht gar nicht mehr oder gar nicht so wahrnehmen, weil wir einen anderen Maßstab anlegen. Tante Ilse findet, dass ich aber gut malen kann und ich (kann das zwar ganz gut) finde aber, dass Picasso besser war. Tante Ilse wäre vielleicht froh, wenn sie es so könnte wie ich und käme nie auf die Idee, ihren Maßstab bei Picasso anzusetzen.

So oder ähnlich geht es vielen von uns mit vielen unserer Gaben: Wir würdigen sie nicht, weil wir sie gar nicht als Gaben und Geschenke wahrnehmen. Ich bin ganz sicher, dass jede/r von uns solche (versteckten) Talente hat. Versuchen Sie doch einmal, Ihrer Kollegin oder Nachbarin, dem Postboten oder Gemüsehändler oder auch Ihrem Partner zu erzählen, was Sie besonders gut können. Das ist in aller Regel gar nicht so einfach. Wir haben nämlich gelernt, dass Eigenlob nicht so schön ist, dass irgendwer es immer besser kann, dass das doch kein Talent ist, sondern eine Selbstverständlichkeit (in einer Musikerdynastie ist Musikalität vermutlich häufiger vorhanden, ein besonderes Talent ist sie trotzdem) usw. Meine Erfahrung damit ist diese: Sobald ich mein Talent dankbar annehmen kann, kann ich auch offen davon erzählen und ohne Selbstverkleinerung darüber sprechen. Ich nehme mich so an wie ich bin und zeige mich offen. Es ist mir egal, wer nun besser Blockflöte spielen kann – und wenn ich meine, dass ich noch Potenzial habe, darf ich gern auch üben, um mich weiter zu verbessern. Und Sie?

© ao

 

Gefallen wollen oder müssen

Gefallen wollen oder müssen

 

 

Gefallen wollen oder müssen

In einem anderen Text habe ich meine Gedanken zum Thema Gesehenwerden geteilt. Dabei bin ich zu der Schlussfolgerung gekommen, dass es gut ist, sich selbst zu akzeptieren und so zu zeigen wie man ist – und dabei unter Umständen auch Gegenwind, also Ablehnung, auszuhalten.

Vielfach ist genau das ein großes Problem: Wir können mit dem Gefühl abgelehnt zu werden nicht gut umgehen – es ist ja auch kein schönes Gefühl. Gleichwohl tragen wir es alle in uns und gehen mehr oder weniger souverän damit bzw. mit uns selbst um.

Als Kleinkinder haben wir alles, was um uns herum geschehen ist, auf uns bezogen und daraus unsere Bewältigungsstrategien für das Leben entwickelt. Aus der totalen Abhängigkeit des kleinen Kindes von den Eltern oder Erziehungspersonen haben sich Verhaltensweisen entwickelt, die im Wesentlichen darauf hinauslaufen, genügend Aufmerksamkeit zu bekommen und versorgt zu werden. Das System von Belohnung und Bestrafung wirkt auch später noch – wer nicht lieb ist, kriegt kein Eis, hat Fernsehverbot, wird ausgeschimpft usw. Lieb zu sein, also den Ansprüchen der anderen zu genügen, lohnt sich anscheinend. Dieses Prinzip setzt sich im weiteren Leben fort. Es sind nicht immer die besten, die befördert werden oder eine Gehaltserhöhung bekommen.

Aus dieser Konditionierung folgt bei vielen Menschen der Wunsch, „immer alles richtig zu machen, keinen Anhaltspunkt für Kritik zu geben, bloß nicht aufzufallen“ um der vermeintlichen Ablehnung aus dem Weg zu gehen. Und weil wir es ja so gut kennen, bemerken wir das oft nicht einmal, sondern finden es völlig normal, dass z.B. unangemessene Forderungen an uns gestellt oder Leistungen nicht hinreichend gewürdigt werden. Wir tun oder ertragen eine ganze Menge, um denjenigen zu gefallen, von denen wir uns abhängig fühlen.

Manchmal geht es tatsächlich nicht anders und man muss „die Kröte schlucken“ – das kommt vor. Problematisch wird es, wenn sich ein vorauseilender Gehorsam entwickelt und wir ohne Not die vermuteten Bedürfnisse der Mitwelt befriedigen, noch bevor irgendjemand sie überhaupt nur äußern konnte. Besonders Frauen sind von dieser Krankheit – in der englischen Sprache „the disease to please“ – häufig betroffen.

Was kann ich für mich tun, wenn ich merke, dass ich auf diese Weise funktioniere – über kurz oder lang macht das wirklich unzufrieden und oft auch krank (Burnout kommt nicht von ungefähr)? Was brauche ich wirklich? Wem will ich gefallen und wozu? Wovor habe ich Angst? Zu welchen Kompromissen bin ich noch bereit bzw. wo sind meine Grenzen?

In aller Regel stellen wir fest, dass wir uns Wertschätzung wünschen. In vielen Fällen kennen wir diese Rückmeldung tatsächlich nur in Verbindung mit irgendeiner Art von Leistung. Die Verknüpfung ist oft über lange Zeit gewachsen und wir behandeln uns auch selbst ganz automatisch so. Das Wohlbefinden will „wohlverdient“ sein, man kann doch schließlich nicht einfach so… Zunächst einmal müssen wir also wieder lernen, uns selbst zu gefallen ohne eine Leistung zu erwarten. Mich selbst in den Vordergrund zu stellen und zunächst einmal für mich zu sorgen, ist in unserer Gesellschaft allerdings nicht besonders gefragt – insbesondere bei Frauen – und deshalb auch nicht gelernt. Und dennoch: Es geht!

Gut für sich selbst zu sorgen heißt ja nun auch beim besten Willen nicht, alles andere zu vernachlässigen. Es heißt vielmehr, die eigenen Ressourcen wertschätzend zu betrachten und dafür zu sorgen, dass unser „Tank nicht leer läuft“. Das erfordert eine stärkere Fokussierung auf uns und unsere eigenen Bedürfnisse mit der Folge, dass wir auch mal in Kauf nehmen müssen, dass uns jemand dafür schief anschaut. ABER: Erst wenn jeder für sich sorgt, ist für alle gesorgt – das hat nichts mit krankhafter Gier und schädlichem Egoismus zu tun, sondern mit Selbstverantwortung. Wenn ich – und da schließt sich der Kreis – also mehr Verantwortung für mein eigenes Wohlbefinden übernehme, bin ich weniger vom Wohlgefallen der anderen abhängig. Das verschafft mir Freiraum und Zufriedenheit. Ich gefalle mir selbst besser, bin zufriedener und umgänglicher und dann auch (für andere) leistungsfähiger. Ehrlich, das ist eine Überlegung wert!

© ao